Glaube, dass die ganze Medaille eben zwei Seiten hat, wobei der im Raum stehende schlechte Ruf des Handwerks mitunter auch durch den Kunden/Verbraucher/etc. bedingt sein dürfte. Die Anspruchshaltungen unserer Gesellschaft sind für mich persönlich irgendwie generell ein Buch mit sieben Siegeln, wobei viele Leute für bestenfalls kein Geld Topleistungen/Produkte/whatever erwarten. Oft finde ich auch, dass andererseits viele nach dem Motto „Außen hui und innen pfui“ hantieren.
@ Ditschy: Wie du eben schreibst, ist das insgesamt ein bisschen wie mit allen Sachen.
Ist doch mit dem im hiesigen Forum eigentlichen Grundthema, sprich mit Werkzeug, dasselbe. Wird unter anderem ja auch in dem Ausgangsartikel tangiert (tatsächlich gespart, da ja die Maschinen u. Geräte angeschafft werden müssen?). XY trägt dann Akkuschrauber von Lidl, Motorsensen u. Motorsägen aus Restpostenmärkten und dergleichen nach Hause, wundert sich allerdings dann, dass selbige nicht vom „unfreundlichen“ und sehr
teurem Fachhändler ordnungsgemäß repariert werden.
Möbel werden bei Ikea gekauft. Ist ja auch total en vogue und der Schreiner ist ohnehin viel zu teuer...
Unterhaltungselektronik (die kaum mehr hierzulande gefertigt wird) kommt in der Majorität natürlich aus dem Großmarkt bzw. von großen Elektronikvertriebsketten oder noch besser aus dem dem Netz, denn da ist der Fernseher noch mal 19,37 Euro billiger. Sporadische Reparaturanfragen werden dann an die letzten verbliebenen Radio- und Fernsehfachgeschäfte herangetragen, wobei man natürlich zum Schluss kommt, dass sich eine Reparatur nicht lohnt, da etwas Neues (mit neuen technischen Schikanen) viel billiger ist.
Für den kleinen Mittelstand (der zumindest bei uns hier in der Region sukzessive stirbt), in welchem ich jetzt auch das hiesige Handwerk verorten würde, wird ein konkurrenzfähiger Auftritt in unserer „sozialen“ Marktwirtschaft immer schwerer. Um die eigene Existenz aufrechtzuerhalten bleibt in der Konsequenz vermutlich auch nichts anderes als das Einsparen (weniger Zeit; weniger Aufwand; weniger Personal; schlechtere Baustoffe, da die anderen schon bei Abgabe des Kostenvoranschlages für runtergefallene Kinnladen sorgen; usw.) übrig.
Und so wurschtelt unsere Wegwerfgesellschaft mit der tollen „Geiz-ist-geil-Manier“ weiter. Die Schuld an dem ganzen Dilemma aber nur dem Handwerk zuzuschieben wäre – so zumindest meine Meinung – etwas zu einseitig, weil ich glaube, dass solche Entwicklungen im Dialog stattfinden. Insgesamt kommt es mir so vor, dass viele Grundtugenden und Werte immer mehr aufgeweicht werden, ob diese Rechnung langfristig allerdings aufgeht, bezweifle ich.
Außerdem gibt es – zumindest hier – noch viele Handwerksbetriebe, die eine ordentliche Vorstellung abgeben, welche allerdings dann auch was kostet. Pfusch am Bau (zumindest vor 15 Jahren) gab es früher übrigens auch schon.
Die Anzahl der Bauten, die aufgrund eigens recherchierter Fachinfos (Dachschindeln dürfen nicht geflext werden, etc.) aus dem Internet eingestellt und dann vor Gericht ausgefochten werden, nimmt bei uns hier allerdings auch immer mehr zu.
Die Aspekt von Bohrerle mit den Studierten (auch als mittlerweile selbst Studierter) und den fehlenden Leuten im Handwerk würde ich übrigens eins zu eins zu unterschreiben, wobei unsere Bildungsabschlüsse – wie eben alles andere auch – immer mehr entwertet werden.
Dass meine Auffassungen hundertpro richtig sind, will ich gar nicht für mich beanspruchen. Ist nur meine Einschätzung der Thematik.
So, Pause ist rum... Muss jetzt wieder raus.
Schönen Tag euch! Besten Gruß!
Andre